Bei echtem Aprilwetter mit Regen, Hagel, Sonne und Wind lieferten die Fahrer zwischen Osterode und Duderstadt eine "Königsetappe" ab, die diesen Titel in jeder Hinsicht verdient hatte. Vier schwere Bergwertungen, Kampfhandungen vom ersten bis zum letzten Kilometer und bis auf die Zielgerade ein erbitterter Kampf um das gelbe Trikot zwischen gleich drei in der Gesamtwertung nur um einen Wimpernschlag getrennten Fahrern. Als im Schlußabschnitt alles wie gebannt auf den erbitterten Zweikampf der beiden zeitgleichen Chann McRae und Grischa Niermann (Dortmund) um das Leadertrikot starrte, kämpfte Klöden an der Spitze des Feldes mit dem Mut der Verzweiflung um seine Position. Über zweieinhalb Minuten hatte die Konkurrenz dem Berliner abgeknöpft, der nach dem Ausfall von Holger Loew, Harry Trumheller und Uwe Hardter kaum noch auf Unterstützung seines deziemierten Teams hoffen konnte; doch im Ziel hatte Klöden den Rückstand auf 40 Sekunden reduzieren und das gelbe Trikot mit einer Sekunden Vorsprung vor dem Verfolgerduo verteidigen können. Schon nach 50 Kilometern, im Anstieg zum Torfhaus, versuchten in erster Linie Dortmund und Saturn aus der Schwächung des Leaders Kapital zu schlagen und fuhren den vorentscheidenden Angriff. Aus den Top Ten der Gesamtwertung hatten nur Niermann und Jaime Hernandez (Festina) diesen Zug erwischt. Knapp 40 Kilometer später schlossen weitere 14 Fahrer, darunter der Gesamtzweite Chann McRae zur Spitze auf; Klöden hatte auch hier nicht folgen können. Im Etappenfinish bestimmte erneut Chicky World das Geschehen. Erst setzten sich Steffen Kjorgard (Chicky) und der Australier in italienischen Diensten, Peter Rogers (Amore & Vita), aus der Kopfgruppe ab; mit dem Zielort Duderstadt im Visier sprang dann Schmidt nach vorn, sprang zum Duo hin, ließ beide stehen und entschied den schwersten Teilabschnitt der diesjährigen Tour in souveräner Manier zu seinen Gunsten. "Unser Vorteil war, daß die anderen vorne vertretenen Mannschaften allesamt auf die Gesamtwertung geschaut haben, wir aber ausschließlich den Etappensieg im Auge hatten", kommentierte der Sieger der Normandie-Rundfahrt seinen Husarenritt auf den letzten Kilometern.
Michael Kramer